Ein Imker hat immer was zu tun ...


Die Bienen in einem Volk sind fleißig. Eigentlich benötigen sie den Menschen gar nicht. In der freien Natur haben mit Hilfe ihrer Organisationsform (Zusammenhalt im Volk, dem sogenannten "Bien") Millionen Jahre ohne menschliche Hilfe überlebt und würden es weiterhin können, wenn wir in der Zivilisation den Bienen nicht nach und nach den Lebensraum beschneiden würden. Da wir Menschen aber die Bienen brauchen, um unsere Obst- und Gartenpflanzen und unsere Blumen zu bestäuben, bieten wir ihnen Unterkünfte (die so genannte Beute), in denen sie das Jahr über bestehen können. So entsteht eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen Menschen und Bienen. Der Imker erntet im Sommer den von den Bienen hergestellten Honig. Dafür sorgt der Mensch im Anschluss daran durch entsprechende Unterkunft und Zufütterung, dass die Bienen gut durch den Winter kommen.

 

Das bedeutet für den Imker, dass er das ganze Jahr über mit den verschiedensten Arbeiten beschäftigt ist, um seinen Anteil zum Gelingen dieser Beziehung beizutragen. Hier kann ein kleiner Einblick in die zu erledigenden Arbeiten gegeben werden. Die Arbeit des Imkers ist ein ständiger Kreislauf, daher kann man überall und zu jeder Zeit mit der Imkerei anfangen.

 

Im Januar/Februar befinden sich die Bienen in der Winterruhe und haben sich in der Wintertraube zusammengezogen. Wenn die Königin bereits mit der Brutablage begonnen hat, ist das Brutnest noch klein. Sie nehmen möglichst wenig Platz in ihrer Beute ein und halten diesen Teil so warm, dass ihnen nichts zustößt. Die Kontrolle der Bienenvölker beschränkt sich auf die Überprüfung der Beute und des Flugloches. Keinesfalls darf zu diesem Zeitpunkt ohne Not die Beute geöffnet werden. Dieses ist die Zeit, in der der Imker sich mit der Planung und Vorbereitung des folgenden Bienenjahres beschäftigt. Es gilt festzustellen, welche Völker besonders sanftmütig sind, sich im vergangenen Jahr besonders gut entwickelt und für eine reiche Ernte gesorgt haben. Solche Völker sollten bei einer geplanten Vermehrung oder für den Ersatz älterer oder ausgefallener Königinnen vorgemerkt werden. Aber der Imker hat in dieser Zeit noch die gesamten Werkzeuge und die in der Tracht benötigten Wohnungserweiterungen (Kästen, Rähmchen) zu reinigen, zu reparieren oder zu bauen. Ebenfalls sind materielle Vorkehrungen für die Ablegerbildung zu treffen. Es bleibt vielleicht Zeit, sich in Büchern oder Zeitschriften über die neuesten Entwicklungen im Bereich der Bienengesundheit oder Völkerführung zu informieren.

 

Im März nimmt die Bruttätigkeit deutlich zu und die Flugbienen holen vermehrt Pollen heran. Der Imker muss bei guter Witterung den Futtervorrat überprüfen, da die Natur noch nicht genügend Nektar bietet. Ggfs. muss je nach Wetterlage noch hinzugefüttert werden. Die Königin legt in entsprechend groß gebaute Waben unbefruchtete Eier zur Drohnenbrut ab.

 

Im April werden die Brutflächen immer größer und es wird Zeit, noch vorhandene Futterwaben mit Winterfutter zu entfernen, um durch Zugabe von Mittelwänden die Bienen zur Bautätigkeit und zur Erweiterung des Brutnestes anzuregen. Nun ist es an der Zeit, den Honigraum aufzusetzen und mit dem Einlegen eines Absperrgitters die Königin daran zu hindern, Eier im Honigraum ablegen zu können. Da nur die Arbeiterbienen und nicht die Drohnen oder die Königin durch dieses Gitter hindurch schlüpfen können, kann man zur Honigernte diese Waben getrost zum Schleudern des eingetragenen Honigs entnehmen, ohne Brut oder die Volksentwicklung zu beeinträchtigen.

 

Im Mai nimmt die Brut- und Bautätigkeit weiter zu. Wenn es den Bienen zu eng wird, steigt die Schwarmstimmung in den Völkern. Hier muss der Imker wachsam sein und den Bienen viel Arbeit, z.B. zum Ausbau von Mittelwänden geben. Bei guter Witterung ist jetzt die Zeit, Königinnen zu züchten und Ableger zu bilden. Dann können sich die Jungvölker bis zum Ende der Saison noch so weit entwickeln, dass sie gut durch den nächsten Winter kommen können. Zum Ende des Monats kann vielleicht das erste Mal geschleudert werden.

 

Im Juni ist in der Regel der Höhepunkt der Entwicklung der Bienenvölker erreicht. Die starken Völker tragen zur Freude des Imkers viel Honig ein. Allerdings hat der Imker auch viel Arbeit damit, die Schwarmstimmung durch Erweiterung der Bienenwohnung oder Schröpfen des Volkes zur Ablegerbildung im Grenzbereich zu halten.

 

Der Juli ist in unseren Breiten vom Trachtende gekennzeichnet. Gegen Mitte Juli wird der Imker den Honig zum letzten Mal ernten und sofort mit der Einfütterung für den Winter beginnen. Die fehlende Tracht führt zu einer Abnahme der Brut- und Bautätigkeit, die durch die Einfütterung zum Teil wieder belebt werden kann. Das wiederum führt dazu, dass im August und September noch viele sogenannte Winterbienen schlüpfen, die den Start ins nächste Frühjahr erleichtern. Nun ist nach der letzten Honigernte auch die Zeit der Varoabehandlung, damit diese Milbe das Volk nicht zu starkt schädigt.

 

Der August ist für den Imker im Wesentlichen von der Einfütterung geprägt, da er durch die Honigernte den Bienen den Wintervorrat genommen hat. Hier muss er mit viel Fingerspitzengefühl darauf achten, dass einerseits die Brutaktivität nicht gehemmt und andererseits genügend Winterfutter eingelagert wird. Das Bienenvolk sorgt in der Zwischenzeit dafür, dass nicht zu viele Esser durch den Winter gebracht werden müssen. Die Drohnen werden nun endgültig aus den Völkern getrieben. Sie werden erst im nächsten Frühjahr zur Begattung von Königinnen benötigt. Zeit für die zweite Varoabehandlung.

 

Mit dem September beginnen für den Imker und die Bienen die ruhigeren Zeiten. Es wird Zeit, die Reinigungs- und Aufräumarbeiten an den Bienenständen durchzuführen und Werkzeuge und Zubehör zu reinigen und sachgemäß einzulagern. Die Brutaktivität nimmt weiter ab und es schlüpfen weiterhin die Winterbienen, die noch für die Brutpflege im nächsten Frühjahr verantwortlich sind.

 

Im Oktober ist die Brutaktivität weiter rückläufig und geht je nach Witterung gegen Null. Der Imker wird die Beuten durch Verkleinern der Fluglöcher oder andere Maßnahmen vor ungeliebten Eindringlingen (z.B. Mäusen) schützen. So können sich die Bienen in kalten Nächten oder später an kalten Tagen beruhigt und ungestört zusammen ziehen und gegenseitig wärmen.

 

Im November und Dezember hat der Imker Zeit zur Vermarktung der Bienenerzeugnisse, zur Planung für das nächste Bienenjahr, zur Fortbildung oder zur Entspannung und Muße. Die letzte Varoabehandlung erfolgt bis spätestens zum 31. Dezember. Dann geht der Kreislauf des Jahres wieder von vorne los.